Technisch ist dieser 17te Leitsatz von Funakoshi sehr einfach zu erklären. Will man einen Kata lernen beobachten und kopiert man genau den Lehrer. Den meisten ist klar: „Der Lehrer macht dies schon lange, er weiß schon was er tut.“ Nach fleißigem Üben kennt der Schüler die Kata und kann diese auch ohne den Meister für sich trainieren. Hierbei gibt es viele Dinge, die natürlich werden sollen. Zanshin, Spannung und Entspannung, Atmung, Stände und Ablauf. Alles soll einfach entstehen ohne das man darüber nachdenkt.
Bei dieser Art von Konzentration verliert man das Gefühl, dass da einer ist, der irgendwas tut. Es ist mehr eine Art des Tuns, die aus sich heraus geschieht. Da ist keiner, der die Handlungen ausführt. Es sind Handlungen und Tun vorhanden, doch es ist keiner da, der angestrengt und bewusst handelt. Diese Art von Konzentration drückt sich durch selbstvergessen aus. Dies ist der Zustand, den kleine Kinder als ihren natürlichen Zustand erfahren. Es ist der Zustand des NICHT-Wissens!
Dies ist der Zustand in dem große Musiker ihre Musik spielen. Dies ist der Zustand in dem Trainiert werden soll. Dies ist der Zustand in dem große Dichter ihre Verse verfassen und dies ist der Zustand mit dem die Samurais in den Krieg gezogen sind.
Es ist jedoch oft so, dass umso länger der Schüler trainiert und er sich seinem Können bewusst wird, umso mehr denkt er , er wisse es besser. Wirklich verwunderlich ist dies jedoch nicht. Gerade in unsere heutigen Zeit wird uns in der Gesellschaft beigebracht, dass wir viel Elenbogen benötigen um schnell in der Leiter des Erfolgs aufzusteigen. Umso mehr wir also gelernt haben umso mehr Recht steht uns zu nach unten zu herrschen. So wird selbst über die Leute von denen wir all dies gelernt haben hinweggegangen.
Dies ist ein egoistisches Verhalten und ist genau das verhalten was unsere moderne Gesellschaft in Gruppen von „erfolgreichen Menschen und Verlieren“ unterteilt. Und hier kommen wir zur inneren Einstellung des „Natürlichen Zustandes.“
Funakoshi sagte: Anfänger müssen alle Haltungen ohne eigenes Urteil annehmen, um danach einen natürlichen Zustand des Verstehens zu erreichen.
Dieser Zustand des Verstehens wird nicht mit dem oben beschriebenen Ego erreicht sonder erst wenn man sich von diesem befreit und mit wahrer Dankbarkeit und Demut mit seinem Wissen umgeht und dies einsetzt um anderen zu helfen. Wissen und Können darf niemals dazu benutzt werden um andere klein zu halten. Dies muss in der Verstand und das Herz vordringen. Es muss normal werden. Natürlich.
Damit der Schüler dieses Lebensweise wirklich versteht muss der Lehrer immer wieder an das Ego des Schülers heran treten. Der Schüler wird sich fragen stellen wie: Warum soll ich das jetzt machen? Bin ich den blöd? Was will er den von mir?
Solche Fragen muss der Schüler überwinden um den natürlichen Zustand des Verstehens zu erreichen.
Ein klassisches Beispiel ist hier der Schüler, der seinem Meister Wasser aus einem Brunnen am Ende einer langen Treppe holt. Der Meister konfrontiert den Schüler mit seinem Ich und gleichzeitig prüft er wie ernst es dem Schüler mit Weglehre ist. Ist der Schüler nur am kritisieren der Methoden seines Lehrers und diskutiert er lieber als zu trainieren oder weiß er immer alles besser ist er weit weg von dem natürlichen Zustand den Meister Funakoshi meinte.
Der Schüler erkennt nicht den Wert von der Lehre des Meisters. Somit kann er noch so viele gute Techniken kopieren und nach außen hin respektvoll wirken indem er die Etikette seelenlos nachäfft. Der Schüler wird sich so immer in einem Unnatürlichen Zustand zu seiner Kunst, dem Meister und dem Leben befinden indem immer andere Schuld haben und er immer im Recht ist.
Interpretation von Daniel Lorenz