Der Weg der Kampfkunst

kata Heian yondanEs gibt viele japanische oder chinesische Weisheiten, die uns auf dem Weg der Kampfkunst immer wieder unterstützen können. Wenn wir Sie verinnerlichen, sie uns immer wieder vor Augen führen, lassen sie uns innere Unlust, schlechtes Wohlbefinden oder auch Faulheit leichter überwinden. Wichtig ist es diese Leitsätze in das tägliche Leben zu übertragen. Darin liegt der Wert der Kampfkunst: Sie in das Leben voll und ganz zu integrieren. Beginnen möchte ich vorerst nochmal mit einem Zitat welches mir hier sehr wichtig ist und geholfen hat viele Dinge im Leben mit anderen Augen zu sehen:

“Das wundervolle auf dem Weg des Karate ist, dass er unsere Schwächen enthüllt und der daraus entstehende Wille, der uns antreibt diese zu Überwinden. Umso mehr Schwächen wir überwinden umso mehr neue Situationen ergeben sich um uns herauszufordern. Daher kann ein wahrer Karateka diesen Situationen immer nur demütig entgegentreten und hierdurch seinen Charakter entwickeln.”

1. Shoshin wasuru bekarazu (Vergesse niemals den Geist des Anfaengers)

Egal wie weit wir denke fortgeschritten zu sein, ist es wichtig jedes Training so zu üben, als stünde man am Anfang. Es ist ein Fehler zu glauben nur weil man schon 10000 Fauststöße geübt hat, man bräuchte für den 10001 nicht mehr die selbe Hingabe. Nur wer jede Technik, jede Übung und jede kata immer wieder aufs neue an sein Grenzen bringt, kann wahre Fortschritte in der Kampfkunst erzielen. Jeder der sich auf seinem Fortschritt ausruht sollte sich fragen: Was bringen mir 100 Urkunden, 100 Pokale oder mein Schwarzgurt? Entscheiden ist wie sehr man mit dem „Geist eines Anfängers“ trainiert.

2. Nito oumono wa itto omo ezu (Wenn du versuchst zwei Hasen zu jagen wirst du nicht einen fangen)

Karate oder die Kampfkünste bieten unendliche viele Möglichkeiten sich zu entwickeln. Oft fragen Anfänger wie es den möglich sei sich all diese kata oder Abfolgen im kihon zu merken. Das Geheimnis liegt darin , einen Anfang zu finden und es zu tun. Ein gute Lehrer nimmt diese Aufgabe einem Anfänger zu beginn ab indem er mit ihm die Basis übt. Im fortgeschrittenen Status wird diese Regel jedoch immer wichtiger, da man sich sonst im Labyrinth der Techniken verirrt.  Vielleicht fragt man sich manchmal welche kata man denn nun üben soll. Die Antwort darauf ist: Es ist unwichtig. Wichtig ist, dass du dir eine heraus nimmst und sie übst!

3. Ichinichi Issho (Ein Tag, ein Leben)

Dies ist ein altes japanisches Sprichwort. Vor dem Leben gibt es nichts. Und alles was wir darin erreichen ist bedeutungslos. Denn wenn das Leben an uns vorbei geht ist dort wieder nichts. Der Mensch hat keine Kontrolle über die Dinge, auch wenn er das gerne glaubt. Wenn wir es also schaffen im jetzt zu leben und uns nicht an vergangenes oder zukünftiges klammern, leben wir nach dem Motto: Ein Tag, ein Leben. Mit diesem Bewusstsein kann man das Maximum in jedem Bereich seines Lebens erzielen. Jeden Tag. Immer aufs Neue.

 4.Keizoku wa chikara nari (Kontinuitaet ist Staerke)

Viele Schüler habe ein großes Talent und lernen schnell. Das Problem ist jedoch, dass nach 1-2 Jahren das Interesse an der Kampfkunst weniger wird bis Sie irgendwann gar nicht mehr üben. Ein Schüler, der weniger Talent hat, sich jedoch jedes Training bemüht um über seine eigenen Grenzen zu wachsen wird nach 10 Jahren einen unglaublichen Fortschritt gemacht haben. Dies ist der Unterschied zwischen Talent und wahrer Stärke. Wahre Stärke kommt dadurch, sich immer wieder den Höhen und Tiefen der Kampfkunst zu Stellen.

 5. Koketsu ni irazunba koji wo ezu (Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte)

Dies ist ein altes chinesisches Sprichwort. Viele Menschen sagen viel und tun wenig. Dies gilt im Leben aber auch in der Kampfkunst. Oft hört man Leute darüber sprechen wie viel sie den schon erreicht haben oder was sie noch alles vor haben und wie man den Kampfkunst am besten betreibt. Ein wahrer Kampfkünstler spricht nicht über diese Dinge. Er zeigt an dem was er tut wer er wirklich ist. Ich will hier nicht sagen, dass philosophieren schlecht ist. Dies ist ein wichtiger Bestandteil des budos. Doch darf die Theorie niemals die Praxis überwiegen. Kampfkunst lernen wir nur durch hartes Training und nicht durch Worte.

6. Anata no karate ryuha wa dore desu ka? (Welchen Karatestil machst du?)

Hier in Deutschland bemessen viele Menschen welche Kampfkunst/sport sie ausüben wollen nach Trends. So war vor einigen Jahren das Kickboxen sehr beliebt und heute das Thai Boxen oder Ultimate Fighting. Wichtiger als welchen Stil man ausübt ist der Lehrer der Ihn ausübt. Jede Kampfkunst oder Kampfsport hat seine Schönheit. Man muss nur erkennen was einem wichtig ist. Ist es die sportliche Aktivität? Die Selbstverteilung ? Der Wettkampf? Kein sportlicher ausgerichtet Stiel ist schlecht. Er wird nur dann schlecht, wenn er behauptet er würde auf traditionellem Wege unterrichtet. Ist man also auf der suche nach einer Kampfkunst sollte man nicht die Kampfkunst an sich betrachtet, sondern den Lehrer. Die richtige Frage ist also nicht: Welchen Karatestil machst du? sondern: Wer bist du?

7. Junin toiro (10 Menschen 10 Farben)

Als Anfänger hat man meist viel zu tun die Bewegungen des Lehrers zu folgen. Oft wird man korrigiert. Die Stellung passt nicht, die Schultern sind zu hoch und die Hüfte nicht eingedreht. Folgt man also als Anfänger noch festen vorgaben so werde diese jedoch bei langem Training immer individueller. Ein kokutsu dachi bleibt ein kokutsu dachi. Jedoch wird die Art und weise wie man sich in diesen Mustern bewegt freier. Nur durch diese Art und weise wird eine Kampfkunst individuell. Das Ziel der Kampfkunst ist es nicht Klone zu erschaffen.  Viel mehr ist das Fundament vorgegeben. Was man darauf baut liegt jedoch an jedem selbst. Oder anders gesagt: Man kann 10 Samen in die gleiche Erde pflanzen. Sie alle 10 gleich gießen. Jedoch wird jede Pflanze verschieden wachsen.

geschrieben und interpretiert von Daniel Lorenz