Wer sein Zuhause verlaesst macht sich viele Feinde

Dies ist eine der Regeln von dem okinawanischen Meister GichinFunakoshi, die in seinem berühmten Kodex, der Shoto Nijukun, genannt wird.

Es ist lange her seit ich die Shoto Nujjukun für die Leser und die Mitglieder von Dokan übersetzt habe. Mehr und mehr verstand ich, dass die wichtigste Lehre der Kampfkunstmeister nicht in der Technik versteckt ist sondern sie Hinweisen für uns hinterließen.

„Wer sein Zuhause verlässt…macht sich viele Feinde.“

Auf den ersten Blick – für manche Leute – ist dies ein Unsinniger Satz. Was denken Sie darüber?
Was meinte der Meister damit?
Was meinte er damit:  „Wer sein Zuhause verlässt?“
Auf welches Zuhause wollte er dabei Hinweisen?

Liebe Freunde,

Ich werde versuchen meine Meinung mit Ihnen zu teilen.

So, lasst uns zusammen mit der Betrachtung beginnen, was unter dem Begriff „Zuhause“ gemeint ist. Sicher handelt es sich nicht um ein materielles Zuhause in dem wir geboren wurden und unsere Eltern uns groß gezogen haben. Das würde keinen Sinn machen:  „Wer sein Zuhause verlässt…macht sich viele Feinde. „….so…. um welchen Zuhause handelt es sich also? Welches Zuhause haben wir noch?
Bevor wir zusammen über die Antwort spekulieren, lasst uns folgende Zitate von anderen großen Lehrern näher betrachten.

„Trachtet aber zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles hinzugelegt werden.“    
Matthäus 6,33 Jesus Christus

„Es gibt, ihr Mönche, ein Ungeborenes, Ungewordenes, nicht Gemachtes, nicht Gestaltetes. Gäbe es nicht, ihr Mönche, dies Ungeborene, Ungewordene, nicht Gemachte, nicht Gestaltete, würde für das Geborene, Gewordene, Gemachte, Gestaltete kein Ausweg zu erfinden sein. Da es aber, ihr Mönche, ein Ungeborenes, Ungewordenes, nicht Gemachtes, nicht Gestaltetes gibt, so ist für das Geborene, Gemachte, Gestaltete ein Ausweg zu erfinden.“ 
Buddha

„Wir leiden, weil wir von unserem Mittelpunkt entfernt sind.“
Paul Brunton

Über welches Reich hat Jesus gesprochen? Über welche Mitte hat Paul Brunton gesprochen? Und über welches Rätsel  hat Buddha gesprochen? Buddha und Paul Brunton erwähnten auch Leid in Ihren Zitaten.
Gibt es nichtsdestotrotz einen Weg das Leiden der Menschen zu stoppen…Wie kann man es verhindern andere zu verletzen…die Natur zu verletzen…die Tiere zu verletzen… sich selbst zu verletzen?
Es gibt eine Geschichte, die über einen Mann erzählt, der immer auf der Suche nach seinem Pferd war… und er ritt auf dem Pferd um die ganze Welt um es zu finden, leider vergebens. Dies ging so lange bis er erkannte, dass er darauf die ganze Zeit ritt.

Es ist genauso mit uns… wir wissen auch nicht, wo unsere richtiges Zuhause liegt … wo unser richtiges – ewiges Glück liegt.
Jedoch es ist nicht zu schwierig…
Es langt schon einen Moment zu sitzen… sich zu beruhigen… unseren ständig denkenden Verstand zu beruhigen.
Funktioniert es nicht?
Kein Problem…versuche es einfach zu betrachten.

Beobachten Sie was ihre  Augen sehen… beobachten Sie was ihre Ohren hören…. beobachten Sie was ihre Nase riecht… beobachten Sie was ihre Körper spürt… beobachten Sie ihre Gefühle… beobachten Sie auch ihre Gedanken… Beobachten Sie ihre Atmung.
…und… dann stellen sie sich selbst eine Frage: „Wer eigentlich beobachtet das alles?“ …  „Wo ist der Platz des Beobachters?
Der Achtsame wird vielleicht Einwende haben: “Also wer anders soll das alles beobachten, wenn nicht ich?
Ja, Sie haben recht…

SIE SIND NUR BEOBACHTER…

Aber… wie viele male pro Tag sind Sie sich dessen bewusst?
Wenn wir uns viele Sorgen machen, wenn wir Angst vor „Dies“ und „Dem“ haben, wenn wir traurig sind oder wenn wir verärgert sind…Wenn wir zur Arbeit oder zum Meeting eilen… Wenn uns der Lärm von spielenden Kinder nervt… Wenn unser Nachbar auf unserem Parkplatz parkt… Wenn diejenigen, denen wir vertraut haben, uns ein Bein stellen…wenn nervöser Fahrer uns anhupen, weil wir langsamer fahren wie er es sich vorstellt… Wenn jemand uns verlässt mit dem wir unser ganzes Leben geplant haben…usw.

Betrachtet man nun alles aus seiner Mitte.
Aus der gleichen Mitte, über welche Paul Bruton spricht.
Aus einer stillen, ruhigen, unbewegten Mitte…Aber… Freunde … was kann passieren, wenn wir nicht in dieser ruhigen Mitte fest verankert sind?
Machen wir unseren Nahestehenden nicht oft Vorwürfe? Fangen wir  nicht auch an zu hupen und zu fluchen, wenn jemand anders dies auch bei uns tut? Schlagen wir nicht zurück, wenn jemand anders uns schlägt?  Wandelt sich unsere Liebe nicht manchmal von jetzt auf nachher in Hass?
Und damit… schaffen wir mehr und mehr Leiden…Auch wenn wir andere nicht verletzen wollen… Wir verletzen… Trotzdem wollen wir Ruhe und Friede… Wir lösen Unruhe, Streit und Kriege aus… Trotzdem können wir lieben, können auch hassen…

Warum?

Weil wir unsere Mitte verlieren… weil wir uns in einen Streit so hineinziehenlassen, dass wir uns vergessen, und unsere Wut unsere Handlungen übernimmt… Leid… Stress… Eile… einfach…Chaos…
Diese Situation heißt Unwissenheit…
Unwissenheit – wenn wir unserer nicht bewusst sind !  Wenn wir das BETRACHTEN vergessen, und  wir mit dem gewohnten Verhalten handeln… jemand die Nerven verliert und schreit… jemand sich in sich selbst zurückzieht, die Tür zuwirft und weggeht… jemand mit verschiedenen Szenarien bedrohen… die Teller fliegen…die Monitore… der Laptop… das Telefon… die Abzüge sind betätigt…“Feind“ Pakte sind unterschrieben… Rote Tasten sind gedrückt um einen Krieg zu beenden (wie z.B. in Hiroshima und Nagasaki) …

Und deshalb Paul Brunton sagt:

Wir leiden, weil wir von unserem Mittelpunkt entfernt sind.

Und deshalb Meister Funakoshi sagt:

„Wer seinen Zuhause verlässt …macht sich viele Feinde.“

Heute beende ich meine Betrachtung mit noch einem Zitat. Das ist eine Anregung an jeden, der diesen Artikel zu Ende gelesen hat…

„Das Studium der Philosophie hat nicht den Sinn, zu erfahren, was andere gedacht haben, sondern zu erfahren, wie die Wahrheit der Dinge sich verhält.“
Thomas von Aquin

Damit, Freunde, lass uns zusammen unsere BEWUSSTE BETRACHTUNG üben. Bei allem was in unsere Gedanken kommt… und gleichzeitig immer Bewusst machen, dass wir es sind die alles BEOBACHTEN. Last uns unserer Ruhe, unserer unbewegten Mitte bewusst werden und in derselben Zeit beobachtet alles um eure Mitte herum. Lass uns in diese Mitte so oft wie möglich schreiten … immer wen wir uns daran erinnern… wieder … und wieder… bis es zu unserer Gewohnheit wird…

Das ist ein Weg, auf dem alle großen Krieger und Meistern gewandert sind, und jeder der das will, kann diesen auch tun… Nur so kann man sich befreien… Nur so kann man aufwachen… in der Tat – das Wort Buddha meint: der Erwachte! Jesus müsste auch im Garten Getsemani seine Jünger aufwecken, aber auch in diesem Fall gab es nicht viele von ihnen, die verstanden haben was er wirklich meinte…

Aber davon… ein andermal.

Text von Ing. Róbert Mrňák, Dojo Dokan Slowakei (www.dokan.sk)